12.09.2024
Der Genuss von Fischen oder Meeresfrüchten scheint auf den ersten Blick wenig nachhaltig. Die Nachrichten von überfischten Fanggebieten und Beifang in den Ozeanen oder von Pestiziden und Antibiotika verschmutzten Gewässern rund um Aquakulturen beherrschen die Diskussionen. Österreich ist zu 95 Prozent auf den Import von Fisch angewiesen, zu gering ist die Produktion, um die Nachfrage aus eigenen Aquakulturen auch nur annähernd zu decken.
Während die Teichwirtschaft eine lange Tradition in Österreich hat, sind Aquakulturen in Gebäuden mit geschlossenen Kreisläufen ein relativ junger Zweig. Diese Form der Aquakultur bringt viele Vorteile mit sich: Sie benötigt sehr wenig Frischwasser, durch die kontrollierten Bedingungen in den Becken sind meist keine Behandlungen mit Pestiziden oder Antibiotika notwendig und strenge Richtlinien in Österreich wie zum Beispiel die Tierhaltungsverordnung, die Tierschutz-Schlachtverordnung, Fischereigesetze der einzelnen Bundesländer, Hygienevorschriften und die Vorgaben des Wasserrechts bilden den Rahmen für einen hohen Standard in den österreichischen Aquakulturen.
Im Zuge unserer Recherchen zu innovativen Produzenten von heimischen Fischen und Garnelen durften wir zwei Betriebe besuchen: die Kremstal Garnelen OG in Kremsmünster und die Frischfang Vertriebs GmbH in Ulrichsberg. Beide Produzenten arbeiten in geschlossenen Gebäuden mit Kreislaufanlagen.
Bei Frischfang begann man schon bei der Standortsuche mit dem Recycling. Seit 2022 beherbergt die ehemalige Weberei in Ulrichsberg Becken mit Zandern, Forellen und Lachsforellen. Die einzigen Zusätze im Wasser der Vollkreislaufanlage bilden Salz, Peressigsäure und Natriumbicarbonat in geringer Menge.
Zu 95 Prozent wird das Wasser in der eigenen Kläranlage mit Biofiltern gereinigt und mit Pumpen, die zum Großteil mit dem Strom der Photovoltaikanlage vom Dach betrieben werden, zurück in die Becken befördert. Das Futter hat einen reduzierten Fischmehlanteil, den man bis jetzt nicht vollständig durch andere Bestandteile ersetzen kann, da es Träger der für uns Menschen wertvollen Omega-3-Fettsäuren ist.
Große Garnelenfarmen gibt es vor allem in Südamerika und in Asien, in Österreich gibt es nur eine Handvoll von „Garnelen-Bauern“. Während es im Mühlviertel etwas kühler zugeht,
fühlen sich die tropischen White Tiger Garnelen in Kremsmünster im Badewannenwasser am wohlsten – bei 30° C haben sie optimale Wachstumsbedingungen. Dem Wasser werden Salz und wichtige Mineralien zugesetzt. Die Energie für die Kreislaufanlage, wie sie auch bei Frischfang eingesetzt wird, und die Energie für das Heizen der Becken, wird zum größten Teil mit einer Hackschnitzel- und einer Photovoltaikanlage selbst nachhaltig produziert.
Heimische Fische und Garnelen haben in Österreich großes Potential, hier gibt es eine riesige Versorgungslücke. Innovative Produzenten haben dies erkannt und können in den geschlossenen Anlagen ganzjährig mit einem hohen Maß an Qualität und Nachhaltigkeit produzieren.
Wer jetzt auf den Geschmack von heimischem Fisch und oberösterreichischen Garnelen gekommen ist, kann sich auf www.frischfang.at und www.kremstalgarnelen.at über Verkaufstage und Bestellmöglichkeiten informieren.
Tanja Pitter ist Teil des Projektes „Die Esserwisser“ – einer Wissensplattform der Landwirtschaftskammern Österreichs. Als „studierte“ und praktizierende Bäuerin liegen ihr die Themen Landwirtschaft und Nachhaltigkeit besonders am Herzen.
„In den nächsten zwei Jahren werden wir uns bei den Esserwissern intensiv mit den Themen Kreislaufwirtschaft, Tierwohl und Lebensmittelverschwendung auseinandersetzen. Schaut vorbei auf Instagram, Facebook, YouTube oder unserer Website www.esserwissen.at und gewinnt wertvolle Einblicke hinter die Kulissen!“