Kammerjäger im digitalen Zeitalter

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Rainer Barath © Anticimex GmbH
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Markus Karner © Anticimex GmbH
Markus Karner © Anticimex GmbH

11.12.2020

Giftköder, Fallen und chemische Keulen: Schädlingsbekämpfung hatte immer den üblen Beigeschmack, für den Menschen ungesund oder zumindest hygienisch bedenklich zu sein. Im Computerzeitalter und in einer Welt voll Normen, Regelwerken sowie wachsendem Umweltbewusstsein haben sich die Rahmenbedingungen für die Jäger von Mäusen, Wanzen und anderem Ungeziefer geändert. Prävention statt Intervention ist oberstes Gebot.

Stellen wir uns folgendes Beispiel vor: Eine Ratte der eher fetteren Art huscht durch einen Supermarkt. Abgesehen von Farbveränderungen in den Gesichtern mancher Kunden und Entsetzensschreien führt der Vorfall rasch zu einem virtuellen Flächenbrand. Nach wenigen Minuten sind die ersten Bilder und Videos in den sozialen Medien zu sehen. Kurze Zeit später steht die Geschäftsführung dem ersten Kamerateam Rede und Antwort. Schlussfolgerung: Schädlinge können die Reputation eines Geschäftes oder Unternehmens rasch an den Rand der Existenz bringen.

Dieses – fiktive, aber durchaus realistische Fallbeispiel – war einer der Gründe, weshalb der Lebensmittel-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria diesem Thema eine Fachveranstaltung widmete. Beim digitalen Expertentalk: „Betriebshygienemanagement im Lebensmittelbereich – Schädlingsbekämpfung“ wurde die Thematik in ihrer gesamten Bandbreite erörtert. Lebensmittelsicherheit, Hygienemanagement und im speziellen die moderne Schädlingsbekämpfung waren Themen der, am 3.12. durchgeführten, Onlineveranstaltung. Die Experten Rainer Barath und Markus Karner von Anticimex Austria verglichen traditionelle und moderne Systeme, informierten über rechtliche Rahmenbedingungen und verschafften einen Überblick über „State-of-the Art-Technologien“ der modernen Schädlingskontrolle.

Neue Herausforderungen, neue Techniken

Neben dem Phänomen, dass im Zeitalter des Smartphones kein Ereignis im wahrsten Sinn des Wortes unter den Teppich gekehrt werden kann, gingen die Experten auch auf die Rahmenbedingungen ein. Die zunehmende Urbanisierung und der Klimawandel haben sich auch auf die Population von Ungeziefer ausgewirkt. Manche Schädlinge wurden winterfest, andere – bisher in tropischen Gefilden sesshaft – leben und vermehren sich nun auch in Mitteleuropa. Ein Umdenken ist auch bei der Schädlingsbekämpfung notwendig. Früher gab es - umstrittene, hochgiftige aber wirksame - Mittel wie DDT in Pulverform oder aus der Kartusche, oder Rodentizide aller Art. Heute sind subtilere Methoden gefragt. Stärkeres Umweltbewusstsein und rechtliche Rahmenbedingungen erfordern Fingerspitzengefühl und professionelles Wissen, ehe eine Kammerjagd beginnen kann.

Prävention vor Intervention

Das alte System der Schädlingsbekämpfung war ein rein reaktives. Der Kunde schlug Alarm und in Folge dessen wurde die Schädlingsbekämpfung erst aktiv, wenn Ungeziefer im Betrieb bereits omnipräsent war. Die „Chemiekeule“ galt als das Standardmittel, welches zur Bekämpfung des Problems diente. Immerhin wurde durch die Flächendeckung eine größtmögliche Tilgung versucht. Die geltenden Biozidverordnungen der Gegenwart schränken die Anwendung von giftigen Köderstoffen allerdings ziemlich ein. Zudem ist die dauerhafte Schädlingsbekämpfung mit Gift ineffizient und intransparent in ihrer Wirksamkeit. Im Vordergrund steht die Sicherheit für Mensch und Umwelt. Auch Permanentbeköderungen finden (bis auf vereinzelte, rechtlich festgesetzte Ausnahmen) keine Anwendung mehr. Moderne Schädlingskontrolle setzt beim Monitoring und damit bei digitalen Lösungen an: Die fette Ratte wäre von Sensoren aufgespürt worden oder hätte ihr Dasein in einer Multicatchbox beendet. Intelligente Systeme sorgen für permanente Überwachung und sofortige Alarmierung. „Das hilft, bei einem Befall durch Schädlinge, umweltfreundlich vorzubeugen und kostspielige Bekämpfungen zu minimieren“, betonten die beiden Experten. Das Wichtigste aus ihrer Sicht ist eine Gefahren- und Risikoanalyse. Sie kann bei einem Audit viel Ärger und Punkteabzüge ersparen und gleichzeitig dafür sorgen, dass bei der Schädlingsprävention das richtige Produkt gewählt wird. In jedem Fall sollten Unternehmer vorsorglich Experten kontaktieren und den Betrieb unter die Lupe nehmen lassen, um vor dem Ernstfall – samt drohendem Imageschaden - gewappnet zu sein.


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