So schützen Sie sich und andere vor Herkunftsbetrug

Gastbeitrag von Christina Kustor

Vier Tomaten mit Fingerabdruck © Imprint Analytics GmbH
Mit einem „Isotopen-Fingerabdruck“ lässt sich die Herkunft eines Produkts ableiten. © Imprint Analytics GmbH
Mittels Isotopenanalyse lässt sich die geographische Herkunft überprüfen. © Imprint Analytics GmbH
Mittels Isotopenanalyse lässt sich die geographische Herkunft überprüfen. © Imprint Analytics GmbH
Infografik: Was ist der Isotopen-Fingerabdruck? © Imprint Analytics GmbH
© Imprint Analytics GmbH

13.11.2020

Apfel aus Österreich, Soja aus Norditalien, Haselnüsse aus der Türkei: Kann ich der angegebenen Herkunft vertrauen?

Im September ging ein Lebensmittelbetrug durch die Medien. Äpfel mit falsch deklarierter (österreichischer) Herkunft schafften es unbemerkt bis auf die Teller der Konsument*innen. Nachrichten wie diese verunsichern. Zu Recht, denn Verbraucher*innen und natürlich auch die Lebensmittelunternehmen und deren guter Ruf sind täglich Betrugsrisiken ausgesetzt. Die Aufdeckung oder besser noch die kontrollierte Prävention von Lebensmittel-Betrug im eigenen Unternehmen ist daher unerlässlich. Nicht nur deshalb, weil sich ein zunächst unentdeckter Betrug finanziell auf das Unternehmen auswirkt, sondern auch weil die Marke nachhaltig geschädigt und das Verbrauchervertrauen irreversibel beeinträchtigt werden kann.

Neue Labormethoden unterstützen bei Wareneingangskontrolle
Bisher wurden zahlreiche Methoden entwickelt, um solche Risiken zu identifizieren und die Authentizität abzusichern. Eine davon ist die Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie. Mit ihr kann nachgewiesen werden, ob ein Lebensmittel verfälscht ist bzw. woher es stammt. Imprint Analytics – mit Sitz im Technologiezentrum Mittelburgenland – ist eines der wenigen Laboratorien, welches sich auf Methoden zur Prüfung der Authentizität von Produkten spezialisiert hat und die Lebensmittelindustrie seit 7 Jahren kompetent bei der Wareneingangskontrolle unterstützt.

Wie funktioniert die Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie?
Bei der Isotopenanalyse werden die stabilen Isotopenverhältnisse von Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel, Wasserstoff und Sauerstoff eines Produktes gemessen. Dieses Verhältnis wird durch Umweltbedingungen wie Wasserverfügbarkeit, klimatische Verhältnisse, Untergrund, verfügbare Nährstoffe, etc. geprägt. Durch Interpretation des sogenannten „Isotopen-Fingerabdrucks“ können Informationen zur Herkunft des Produktes, landwirtschaftliche Praktiken (z. B. Gewächshausanbau, ökologischer Landbau usw.), Erntejahr oder Jahrgang sowie die Zusammensetzung und Quellen von Tierfutter (z.B. bei Milch und Fleisch) abgeleitet werden.

Wie erfolgt die Herkunftsbestimmung? Wie lange dauert die Bestimmung?
Um die angegebene geographische Herkunft einer bestimmten Probe effizient und rasch zu überprüfen, wird der fragliche Isotopen-Fingerabdruck mit den Fingerabdrücken von Referenzproben direkt vom Produktionsort verglichen. Diese Beurteilung liefert als Antwort auf die Ausgangshypothese: Ist die Etikettierungsaussage – also das Produktversprechen - des Produkts wahr? Ja oder nein.

Die Ergebnisse können zwischen drei und sieben Tagen nach Eintreffen der Probe im Labor vorliegen. 

Bei welchen Produkten kommt die Isotopenanalyse zum Einsatz?
Die geographische Herkunftsüberprüfung mittels Isotopenanalyse kann auf Produkte wie Obst, Gemüse, Getreide, Nüsse, Speiseöle, Gewürze, Tee, Milchprodukte, etc. angewendet werden.
Durch den innovativen Ansatz des direkten Datenabgleiches mit spezifischen Referenzen ist es möglich, die Herkunftsprüfung auch auf kleinere Regionen anzuwenden. Dadurch können auch Produkte einer bestimmten Region (z.B. Wachauer Marille, Marchfelder Spargel) abgesichert werden.

Wer lässt eine Herkunftsüberprüfung durchführen?
Die Auftraggeber kommen sowohl aus der Wirtschaft als auch von Behörden: Lebensmitteleinzelhändler, Hersteller, Produzenten, Lieferanten von Lebensmitteln sowie Aufsichtsbehörden und Verbraucherschutzorganisationen. Viele Unternehmen haben die Isotopenanalyse bereits fest in ihre Qualitätssicherung implementiert und lasse jede Lieferung überprüfen. Ziel ist die Absicherung von Produktversprechen, noch bevor die Ware weitergegeben oder prozessiert wird. Somit gelangen im Idealfall am Ende praktisch keine Lebensmittel mit falscher Herkunftsbezeichnung zum Kunden, was mit den Kontrollen bestätigt werden kann – das Unternehmen stärkt damit seine Glaubwürdigkeit und schützt seinen guten Ruf.

Bei welchen Produkten wird bei der Herkunft am meisten geschwindelt? Warum?
Betrugsvorkommen dieser Art hängen von Zeit und Ort ab und sind repräsentativ für die tatsächliche Verfügbarkeit und den Preis des Produkts. Die Gefährdung bestimmter Produkte kann unterschiedlich sein, z.B.  im Winter in Mitteleuropa und im Sommer in Kanada. Dessen ungeachtet sind häufig Erdbeeren und andere Beeren, Tomaten, Äpfel, Kartoffeln, Spargel und Marillen, die als Risiko-Produkte hinsichtlich falscher Herkunftskennzeichnung gelten. Der Hauptgrund ist immer der finanzielle Gewinn. Je größer die Gewinnspanne durch falsche Kennzeichnung der Herkunft eines Produkts ist, desto höher ist natürlich auch das Risiko.

Wo in der Lieferkette treten Schwindel häufiger auf?
Verfälschungen der Herkunftskennzeichnung können in allen Phasen der Lieferkette auftreten: Produzenten mit geringer Produktion bringen ausländische Produkte unter ihre eigenen Chargen, um die Nachfrage zu decken. Händler, Exporteure und Importeure mischen Produkte unterschiedlicher Herkunft, um einen schnellen wirtschaftlichen Gewinn zu erzielen. Einzelhändler ändern die Herkunftsbezeichnung, um die Premiumpreise im Regal zu halten. Es wurde jedoch festgestellt, dass das Risiko von Lebensmittelbetrug in den Zwischenstationen der Lieferkette eher höher und am Anfang bzw. Ende eher niedriger ist.

Wozu wird die Isotopenanalyse in den Unternehmen eingesetzt?
Die Isotopenanalyse kann nicht nur zur Überprüfung von Deklarationen genutzt werden, sondern auch zur Identifikation von Auffälligkeiten im Sinne eines Alarmsystems. Dazu müssen die Parameter und Grenzwerte vorher gut überlegt und die bestehenden Kontrollsysteme sinnvoll durch analytische Überprüfungen ergänzt werden. Es geht mittlerweile nicht nur darum, Vorfälle aufzudecken. Es ist wichtiger geworden, auf Risikominimierung zu setzen, die eigenen Schwachstellen zu analysieren und zu kennen und dann die Analysen gezielt einzusetzen, was auch die Sicherheit der Analyseaussage erhöht.

Die Autorin
Christina Kustor ist Key Account Managerin bei der Imprint Analytics GmbH.

Bei Fragen zur analytischen Überprüfung der Authentizität und zur umfassenden Beratung für Ihre Risikoanalyse unterstützt Sie das Team von Imprint Analytics gerne. www.imprint-analytics.at 


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