Vorrang für heimische Lebensmittel

Erster OÖ. Regionalitätsgipfel zur Steigerung des regionalen Lebensmitteleinkaufes im öffentlichen Bereich

Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und Landeshauptmann Thomas Stelzer © Land OÖ/Mayrhofer
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und Landeshauptmann Thomas Stelzer © Land OÖ/Mayrhofer
Am 17. Juni wurde im Landhaus der erste oberösterreichische Regionalitätsgipfel abgehalten © Land OÖ/Mayrhofer
Am 17. Juni wurde im Landhaus der erste oberösterreichische Regionalitätsgipfel abgehalten © Land OÖ/Mayrhofer

18.06.2020

Der Einkauf regionaler Lebensmittel ist bereits seit Jahren ein Kernanliegen der Oö. Landesregierung – die Erfahrungen im Zuge von Corona haben diesen Bemühungen zusätzliche Dringlichkeit verliehen. Regionalitätsgipfel mit den maßgeblichen Vertretern des Landes Oberösterreich und der Lebensmittelwirtschaft präzisiert weitere Vorgehensweise des Landes.

Land Oberösterreich als Pionier-Region in Sachen Regionalität

Pro Werktag werden in den Küchen des Landes Oberösterreich rund 8.000 Essen gekocht und ausgegeben. Der jährliche Wareneinsatz allein für Lebensmittel beläuft sich auf 4,6 Millionen Euro (siehe Tabelle 1). Das Land Oberösterreich ist damit einer der größten Nachfrager von Lebensmitteln und erzielt im direkten Einkauf aber auch durch die Beispielwirkung einen großen Effekt auf die oberösterreichische Lebensmittelwirtschaft.

„Das Projekt»RegioLem – regionale Lebensmittel«läuft bereits seit einigen Jahren erfolgreich in der Küche des Landesdienstleistungszentrums, unserer größten Einzelküche. Bereits vor der Corona-Krise haben wir uns dazu entschlossen, diese Bemühungen auf weitere Küchen des Landes auszuweiten. Ende Juni startet nun diese zweite Projektphase mit 16 weiteren Landesküchen. Der konsequente Einkauf regionaler Lebensmittel ist der beste Weg, unsere heimische Landwirtschaft abzusichern. Damit sie uns auch in zukünftigen Krisen so reibungslos versorgen kann wie in den letzten Monaten. Es freut mich daher auch besonders, dass Oberösterreich als Pionier-Region für die Bundesbeschaffungsagentur ausgewählt wurde. Die Gestaltung von Ausschreibungen ist eine entscheidende Stellschraube, damit auch kleinere und regional verankerte Produzenten in die Landesküchen liefern können“, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.

Regionalität entscheidend, um Oberösterreich wieder an die Spitze zu führen

Die Corona-Krise hat schmerzhaft klar gemacht, was es heißt, wenn gewisse Produkte nicht mehr im Inland produziert werden. Regionaler Einkauf als bewusste Krisen-Vorsorge hat dementsprechend stark an Relevanz gewonnen. Eine im März 2020 durchgeführte Umfrage des IMAS-Instituts hat ergeben, dass 89 Prozent der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher den Begriff Regionalität als sympathisch oder sogar sehr sympathisch empfinden. Damit rangiert die Regionalität klar an Nummer Eins der positiv besetzten Begriffe und klar vor „Nachhaltigkeit“, „Wachstum“ und „Digitalisierung“. Man kann davon ausgehen, dass sich diese Zustimmungswerte in den letzten Monaten eher noch verstärkt haben. „In unserem Bemühen um mehr regionale Lebensmittel wissen wir die oberösterreichische Bevölkerung hinter uns. Bereits für das zweite Halbjahr 2020 erhöhen wir daher das Einkaufsbudgets um zehn Prozent, das sind rund 460.000 Euro pro Jahr. Unser Ziel ist die Erhöhung des regionalen Anteils an den gekauften Lebensmitteln um weitere zehn Prozent. Damit stärken wir die Wirtschaft in den ländlichen Regionen und Oberösterreich als Wirtschaftsstandort insgesamt“, so Landeshauptmann Stelzer: „Nachdem die österreichische Bundesregierung vor einigen Wochen klargemacht hat, dass ihr klares Ziel die vollständige Umstellung der öffentlichen Beschaffung auf regionale Quellen ist, geht es in Oberösterreich nun bereits voll an die Umsetzung.“

Regionalitätsgipfel mit allen Beteiligten des Lebensmittelsektors

Die Eigenversorgung mit Lebensmitteln in Oberösterreich ist über alle Bereiche hinweg hoch und das soll auch so bleiben. Dies erfordert eine anhaltende Stärkung der Nachfrage, sowohl aus dem Bereich öffentliche Beschaffung, aber auch von privaten Kantinen, der Gastronomie und seitens der Konsumentinnen und Konsumenten. Diesem Gedanken folgend hat Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger heute die maßgeblichen Vertreter der Landesregierung, aber auch die Vertreter der Lebensmittelwirtschaft zu einem Regionalitätsgipfel geladen. „Die Landwirtschaft hat in der Corona-Krise viel Aufmerksamkeit erhalten, da sie die Versorgung mit hochqualitativen Lebensmitteln durchgehend gesichert hat. Oberösterreich weist eine starke Vernetzung zwischen landwirtschaftlichen Produzenten und dem weiterverarbeitenden Sektor auf. Diese regionalen Wirtschaftskreisläufe sind das Rückgrat unserer ländlichen Räume. Beim heutigen Gipfel haben wir daher die Projekte seitens des Landes Oberösterreich präsentiert, um in Zukunft die öffentliche Nachfrage noch zielgenauer auf die regionalen Anbieter abzustimmen. Es ist das klare Anliegen aller heute Anwesenden, Oberösterreich als Lebensmittelproduktionsstandort weiter zu stärken“, so AgrarLandesrat Max Hiegelsberger.

Mehrwert des regionalen Einkaufs

Die Erhöhung des regional eingekauften Anteils an Lebensmitteln ist oft auch mit Mehrkosten verbunden. Generell sind vor allem Produkte mit einem höheren Verarbeitungsgrad regional nicht oder nur zu signifikant höheren Preise erhältlich. Mehr regionale Lebensmittel erfordern daher Umstellungen in der Art und Weise, wie gekocht wird, aber auch eine Erhöhung der finanziellen Mittel für den Wareneinsatz. „Wir haben heute einen weiteren wichtigen Schritt gesetzt, indem wir die Mittel für den Wareneinsatz bereits für das verbleibende Jahr 2020 um zehn Prozent erhöht haben. Gemeinsam mit der Betreuung durch das erfahrene Küchenteam des LDZ können diese Mittel in den Landesküchen viel Positives bewirken. Die zusätzlichen Ausgaben für heimische Lebensmittel finanzieren schließlich auch den Erholungswert unserer gepflegten Landschaft und wirtschaftlich starke ländliche Räume mit. Dafür braucht es vitale und wirtschaftlich gesunde bäuerliche Betriebe“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger: „Die vielfältige bäuerliche Landwirtschaft und das Lebensmittelhandwerk prägen das Bild unserer Heimat und sichern Arbeitsplätze und Lebensqualität. Wie eine kürzlich erschienen Studie im Auftrag der Hagelversicherung zeigt, zahlt sich regionaler Einkauf dreifach aus. 20 Prozent mehr regionaler Einkauf österreichweit lassen zusätzliche 46.000 Arbeitsplätze entstehen.“