Was hat der Boden mit meinem Essen zu tun?

Gastbeitrag von Katrin Fischer, MSc, BSc, Landwirtschaftskammer Oberösterreich

#dieesserwisser
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Katrin Fischer, MSc, BSc, Landwirtschaftskammer Oberösterreich
Katrin Fischer leitet das Projekt „Die Esserwisser“. Das Projekt Esserwissen ist eine Initiative der Landwirtschaftskammer OÖ, das Projektteam agiert in enger Zusammenarbeit mit Stakeholdern des Bereiches „Lebensmittelwissen“ und steht im Austausch mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus © Stefan Fischer

10.08.2022

Der Boden auf dem wir stehen, auf dem wir fahren und unsere Häuser bauen ist eine unserer wichtigsten Grundlagen. Klar ist, dass der Boden das fruchtbare Substrat für den Anbau von wichtigen Nahrungspflanzen ist. Er trägt damit entscheidend zur Nahrungsversorgung der Menschheit bei.

Wir denken normalerweise nicht viel über den Boden nach, er ist selbstverständlicher Weise einfach da. Er ist als „Dreck“ unter unseren Füßen jedoch höchst lebendig. In einem Gramm fruchtbaren Boden leben Milliarden unterschiedlichster Lebewesen wie Bakterien, Pilze, Algen, Würmer, Milben, Asseln, Springschwänze, Insektenlarven usw. Schätzungen zufolge befinden sich ein Viertel bis zu zwei Drittel aller Arten der Welt versteckt unter der Erdoberfläche. Dieses unsichtbare Ökosystem, das in seiner Vielfalt unvorstellbar wertvoll ist, sorgt in fruchtbaren Böden für extrem dynamische, funktionierende Kooperationen.


Ein wertvoller Kreislauf

Pflanzen versorgen über ihre Wurzeln die Bodenorganismen mit Energie. Die Mikroorganismen sind die treibende Kraft: Sie können Stickstoff aus der Luft binden, Mineralien aus dem Gestein mobilisieren, organische Substanz bilden, die Bodenstruktur verbessern, die Pflanzen mit Nährstoffen versorgen, hormonähnliche und antibiotische Substanzen produzieren und allfällige Schädlinge in Schach halten.

Über 80 % aller Landpflanzen sind über Pilzgeflechte miteinander verwoben. Sie können darüber auch mit ihren Nachbarinnen kommunizieren, um sie z.B. vor Gefahren wie Schädlingen zu warnen. Dieses Zusammenspiel von mineralischen Teilchen, Wasser, Luft, Bodenorganismen, abgestorbenen und lebendigen Pflanzen macht einen fruchtbaren Boden aus und ist entscheidend für die Ertragsfähigkeit und Gesundheit der Pflanzen und Tiere.

Ohne Humus und Bodenorganismen gibt es keine Bodenfruchtbarkeit!


Jeder Boden ist anders

Den einen Boden gibt es nicht, da sich alle Böden im ständigen Wandel befinden.

Die österreichische Landschaft zeigt sich je nach Region sehr unterschiedlich und wird mit der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen deutlich. Regionen mit saftigen Wiesen und Wäldern, weitläufigen Ebenen oder steilen Gebirgen lassen unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten vermuten. Und so ist es auch: Böden sind unterschiedlich fruchtbar. Deshalb wächst nicht alles überall, beziehungsweise ist nicht alles überall ertragreich.

Die Zusammensetzung des mineralischen Ausgangsgesteins, aus dem der Boden entstanden ist, und dessen Korngröße bestimmen die Bodenart.

Je gröber die Körner sind, desto schlechter kann der Boden Wasser und Nährstoffe binden. So bringt beispielsweise ein Sandboden einen geringeren Ertrag. Besonders fruchtbar sind etwa Lehmböden, die Sand, Schluff und Ton in gleichen Teilen enthalten.

Sandbetonte Böden speichern weniger Wasser und sind ideal für genügsame Kulturen wie Erdäpfel und Roggen. Schwarzerde ist optimal für anspruchsvolle Kulturen wie Gemüse und Weizen. Böden mit hohem Tongehalt und extremer Hangneigung eignen sich als Grünland.

Wir ernähren uns von den Pflanzen, die auf dem Boden wachsen, und bauen die Stoffe des Bodens in unseren Organismus ein. Es gibt viele Gründe den Boden wertzuschätzen, uns mit ihm zu beschäftigen und ihn zu schützen!

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