Wie leistet die Ernährung einen Beitrag zur Gesundheit?

Gastbeitrag von Klaus Nigl, M.A. (Studiengangsleitung Diätologie FH Gesundheitsberufe OÖ)

Portraitfoto Klaus Nigl, M.A.
Autor: Klaus Nigl, M.A. (Studiengangsleitung Diätologie, FH Gesundheitsberufe OÖ) © S. Zauner, Ordensklinikum Linz

10.08.2021

Essen und Trinken gehören zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen – ohne Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr ist kein Überleben möglich. Essen und Trinken erfüllen darüber hinaus auch Sicherheitsbedürfnisse z. B. nach Versorgungs- und Ernährungssicherheit – damit ist der physische und wirtschaftliche Zugang zu ausreichendem Essen und Trinken gemeint. Auch das Bedürfnis nach Hygiene und Gesundheit wird über die Ernährung bedient – denken wir an die Möglichkeiten die Übertagung von Zoonosen zu verhindern oder daran, wie gute Herstellungspraxis den Eintrag von Fremdstoffen, Schädlingen oder Toxinen verringern kann.

Lebensmittel unterliegen damit auch normativen gesundheitsbezogenen Regelungen z. B. über die Lebensmittelinformationsverordnung oder die Transfettsäurenverordnung. Essen und Trinken bedient darüber hinaus auch ein soziales Bedürfnis: Kommunikation beim Essen und über das Essen, bis hin zum Geltungsbedürfnis das sich beispielsweise über die Lebensmittel- und Getränkeauswahl oder die Küchenausstattung abbildet und bis zur Selbstverwirklichung auf diesem Gebiet gehen kann, indem Essgewohnheiten oder Essstile den Lifestyle bestimmen.

In Bezug auf Ernährung und Gesundheit fällt in Österreich zum einen der hohe Anteil an Übergewichtigen und Adipösen „ins Gewicht“, zum anderen ist bei uns auch der hohe Alkoholkonsum problematisch. Sowohl Gewicht als auch Alkohol verursachen nicht nur Leid bei vielen Betroffenen und ihren Angehörigen, sie sind auch volkswirtschaftlich relevant, weil Folge- und Begleiterkrankungen auftreten können und in weiterer Folge die Teilhabe an einem erfüllten Leben und am Arbeitsmarkt eingeschränkt sein kann. Bluthochdruck, bestimmte Formen des Diabetes, einige Erkrankungen der Leber, Gicht oder Durchblutungsstörungen sind nur einige Erkrankungen, die hier auftreten können. Sie gehören zu den non-communicable diseases, den Nichtübertragbaren Erkrankungen, die über eine gesundheitsorientierte Ernährung verzögert oder gar verhindert werden könnten.

Obwohl wie oben angesprochen Regularien existieren ist doch jede*r Einzelne für das was sie/er isst zuständig. Wie viel Energie in Form von Kalorien wir brauchen hängt von individuellen Faktoren wie Geschlecht oder Alter ab – das können wir nicht beeinflussen. Beeinflussbar ist der Kalorienbedarf in Abhängigkeit von der körperlichen Aktivität. Diese körperliche Bewegung ist darüber hinaus ein weiterer wesentlicher Faktor, der zur Gesunderhaltung beiträgt. Auch die Makronährstoffe die unser Körper braucht – das sind Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate – sollten dem individuellen Bedarf angepasst werden. Bei einer gesundheitsorientierten Lebensmittel- und Getränkeauswahl ist dann auch die ausreichende Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen anzunehmen.

Bei der Auswahl unseres Essens sind wir vielen Reizen ausgesetzt: Schier endlose Regale mit Lebensmitteln und Getränken, Einladungen im privaten oder beruflichen Kontext, Werbung und Angebote zum Snacken und To Go usw. Darüber hinaus ist auch eine bestimmte Kompetenz bei der Lebensmittelauswahl und für die Zubereitung essenziell. Dazu kommt, dass der Faktor Zeit eine Beschäftigung mit Ernährungsfragen oft schwierig macht – wir essen deshalb meist eine Hauptmahlzeit am Tag außer Haus.

Sowohl die/der Einzelne als auch Anbieter von Individual- und Gemeinschaftsverpflegung können also proaktiv einen Beitrag zu einer gesundheitsförderlichen Ernährung leisten. Zukünftig wird dabei das Thema Nachhaltigkeit mehr Achtsamkeit erfordern: Eine gesundheitsverträgliche Ernährung beachtet die Auswirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft.

Konzepte und Vorbilder gibt es bereits: Die Mediterrane Ernährung, die Nordic Diet oder die Planetary Health Diet; Sie alle beziehen sich auf vorwiegend regional und saisonal verfügbare (Grund-)Nahrungsmittel, sind isokalorisch ausgelegt, werden nur zum Teil weiterverarbeitet und berücksichtigen dabei regionale kulinarische Besonderheiten und die regionale Esskultur.

Umgelegt auf Oberösterreich könnte das ein Revival von Leinölerdäpfeln, Fisolengulasch, Bröselkarfiol und Wespennestern bedeuten …

Quellen:

Rust P, Hasenegger V, König J: Österreichischer Ernährungsbericht 2017. Bundesministerium für Gesundheit und Frauen. Wien

Ermann, U., Langthaler, E., Penker, M., & Schermer, M. (2018). Agro-Food Studies. Eine Einführung. Wien: Böhlau.

VERORDNUNG (EU) Nr. 1169/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES

BGBL, 267. Verordnung des Bundesministers für Gesundheit über den Gehalt an trans-Fettsäuren in Lebensmitteln (Trans-Fettsäuren-Verordnung)

von Koerber, K. (Oktober 2014). Fünf Dimensionen der nachhaltigen Ernährung. In:  Ernährung im Fokus, S. 260-266

Baur, P., Schluep, I., Minsch, J. (2017). Trends im Bedürfnisfeld Ernährung. Treiber und Hemmnisse auf dem Weg zu ressourcenleichten Esskulturen. (NOVANIMAL Working Papers No.1). Wädenswil: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. doi: 10.21256/zhaw-1401

Gruber K. Planetary Health Diet. In: JEM März 2019, S. 14 (vgl.: Willett W et al. Lancet 2019 January 16)

FH Gesundheitsberufe OÖ GmbH: www.fh-gesundheitsberufe.at

Die FH Gesundheitsberufe OÖ bietet an regionalen Standorten in Oberösterreich Bachelor-Studiengänge, Master-Programme und akademische Weiterbildungslehrgänge speziell für Gesundheitsberufe an. Die Verknüpfung von Theorie, Praxis, Wissenschaft und Forschung gewährleistet ein fundiertes Gesundheits-Studium. Die enge Anbindung der Studiengänge der FH Gesundheitsberufe OÖ an die regionalen Krankenhäuser sorgt für die Umsetzung des Fachwissens in die Praxis. 

Das Bachelor-Studium Diätologie umfasst die Bereiche Ernährungs- und Verpflegungsmanagement sowohl in der Gesundheitsförderung und Prävention als auch in der Therapie. Ernährungstherapeutische Maßnahmen werden gezielt in der Vorsorge und Behandlung von Krankheitsbildern eingesetzt.

Klaus Nigl ist Diätologe und Touristikkaufmann und lehrt u.a. Gemeinschaftsverpflegung, Ernährungsökologie, Lebensmittelkunde, Lebensmitteltechnologie, Berufskunde, Immunonutrition oder Trends in der Ernährung. Darüber hinaus auch in studiengangsübergreifenden Lehrveranstaltungen und Projekten sowie in der Forschung aktiv.
 

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