Bequem, sicher und ökologisch - Convenience bei Lebensmittelverpackungen

Lebensmittelverpackungen
Trend zu Convenience Lebensmittelverpackungen © ks2233 / Pixabay
Ing. Michael Krainz / OFI
Ing. Michael Krainz ist Experte am OFI im Bereich Verpackung & Lebensmittel. © OFI

09.10.2018

Gastbeitrag von Ing. Michael Krainz / OFI
Die Verpackung sollte eigentlich ganz leicht zu öffnen sein, ein Kinderspiel, so heißt es in der Werbung. Trotzdem müssen Sie zur Schere greifen und sie aufschneiden, dabei zerstören Sie die Möglichkeit die Verpackung wieder zu verschließen. Sie ärgern sich und kaufen dieses Produkt nie wieder – und das nicht aufgrund eines mangelnden Geschmackserlebnisses, sondern wegen Ihrer unangenehmen Erfahrung bei der Öffnung.

So ging es nicht nur Ihnen schon einmal, diese oder ähnliche Erfahrungen gehören zum Alltag für KonsumentInnen. Solche Szenarien sind aber nicht nur für EndverbraucherInnen nervig, sie können für Produzenten geschäftsschädigend sein. Nicht zu unterschätzen ist demnach der Stellenwert den die Verpackung bei der Kaufentscheidung und der Produktbewertung einnimmt.

Gut geschützt
Eine Verpackung hat viele Funktionen: Sie schützt den Inhalt, macht ihn länger haltbar, transport- und lagerfähig. Sie dient als Informationsträger für die Logistik und den Konsumenten und ist noch dazu ein bedeutender Werbebotschafter. Eigentlich übernimmt sie damit schon sehr viele Aufgaben, aber die Ansprüche steigen weiter. Damit ein Produkt wettbewerbsfähig bleibt, werden immer stärker Verpackungslösungen gewünscht, die neben all den genannten, klassischen Aufgaben rund um Schutz und Information, einen erweiterten Nutzen für den Kunden stiften. Die richtige Integration dieser Zusatznutzen in die Verpackung steigert die Produktzufriedenheit und erweitert auch den Kundenkreis. In diesem Kontext hat sich in den letzten Jahren der Trend zu Convenience Verpackungen entwickelt.

Trend zu Convenience
Gerade beim Einkauf von Lebensmitteln legen Österreicherinnen und Österreicher immer mehr Wert auf Convenience. Übersetzen lässt sich der englische Begriff mit dem Terminus „Bequemlichkeit“, und fasst unterschiedliche Entwicklungen im Einkaufs- und Essverhalten von Menschen zusammen. Auf Convenience bedacht zu sein, kann bedeuten mit Vorliebe zu Fertiggerichten oder lang haltbaren Produkten zu greifen, durch die sowohl die Zahl von Lebensmitteleinkäufen, als auch die Zeit, die für die Zubereitung aufgewendet wird, reduziert werden kann. Es kann aber auch beinhalten vermehrt auf Lieferdienste zurückzugreifen oder auswärts in Restaurants zu essen. Mit der steigenden Zahl von Convenience- Produkten eröffnet sich ein weitreichender Markt für die Verpackungsbranche. Die Convenience-Branche wird als vielversprechender Newcomer gehandhabt, der hinsichtlich der Produktsicherheit, Haltbarkeit und Benutzerfreundlichkeit noch lange nicht ausgereift ist. In den nächsten Jahren wird sich die Verpackungsbranche intensiv mit den Entwicklungs- und Optimierungspotentialen dieser Produkte beschäftigen.  

Bequeme Verpackungen
Convenience Aspekte müssen aber nicht nur das Nahrungsmittel direkt oder den Umgang damit meinen. Verstärkt setzt sich der Convenience Trend auch für die Verpackung selbst durch. Aber was bedeutet das – eine bequeme Verpackung? Kurz gefasst: Die Verpackung selbst bietet einen Mehrwert für den Konsumenten. Ein Aspekt kann das Öffnungserlebnis betreffen. Durch die richtig dosierte Öffnungskraft mit einer entsprechend großen Öffnungslasche, können nicht nur Erwachsene im Alter zwischen 20 und 50 Jahren die Verpackung leicht, also ohne Schere oder Messer, öffnen, sondern auch ältere und jüngere Generationen.

Ein anderer Aspekt kann sich auf die Möglichkeit der Wiederverschließbarkeit beziehen. International gibt es bereits viele marktübliche Convenience Verpackungen, die sich am österreichischen Markt allerdings nur bedingt durchgesetzt haben. Ein Beispiel wären Schlauchbeutel, die mit Schiebe- oder Gripverschlüssen anstatt mit Etikett, Klebeband oder Metallclip verschließbar sind, was deutlich zur Benutzerfreundlichkeit beiträgt – vor allem bei größeren Packungen mit Mehrfachentnahmen. Bei Tiefkühlprodukten oder Käse sind solche Lösungen auch in Österreich bereits vereinzelt im Einsatz. Wiederverschlussoptionen steigern die Produktaffinität durch die Möglichkeit von Mehrfachentnahmen und heben das Produkt vom Mitbewerb ab. Zudem wird durch die Mehrfachnutzung der Verpackung oder auch durch den Einsatz von getrennt zu öffnenden Kompartimenten die Umwelt entlastet.

Weiterentwicklung gewünscht
Als Mitglied der ACR (Austrian Cooperative Research) ist dem OFI die enge Zusammenarbeit mit KMUs besonders wichtig. Bei der Umsetzung von F&E-Projekten überlegen wir daher genau, welche Fragen für die regionale Industrie gerade relevant sind. Gerade wurde das Projekt „Smart Packaging Solutions – kombinierter Einsatz von objektiven Produktvorteilen“ - gestartet. In dem vom Land Oberösterreich geförderten Kooperationsprojekt werden sowohl auf Produkt-, als auch auf Kundengruppen abgestimmte innovative Lösungen ausgearbeitet, die einen entsprechenden Zusatznutzen bieten, dabei allerdings den Produktschutz und die bestehende Qualität nicht beeinträchtigen. Zusätzlich wird darauf Wert gelegt, ökologisch nachhaltige Lösungen zu schaffen. Es werden Konzepte erarbeitet, die vor allem die Aspekte der einfachen Öffnung und Wiederverschließbarkeit bei vorgesehener Mehrfachentnahme behandeln, und gleichzeitig auf die Produktsicherheit und Packungsdichtheit von Produkten mit relativ hohen Haltbarkeiten Rücksicht nehmen. Die Lösungen sollen schließlich v.a. in Bereichen zum Einsatz kommen, bei denen aktuell nur Festversiegelungen verwendet werden, die nur unter Einsatz von Hilfsmitteln zu öffnen sind. Eine ökologische Alternative könnte bspw. der Einsatz von Papierkunststoffverbunden sein, welche im Idealfall als Altpapier entsorgt werden können.

Neue Technologie
Im Rahmen des Projektes „Smart Packaging Solutions“ ist außerdem geplant den in Österreich noch völlig neuen und innovativen Ansatz der Mikroperforationstechnologie näher zu beleuchten. Bei diesem wird die Atmungsaktivität der Produkte bestimmt und die Verpackungsfolie mittels Lasertechnologie mit sehr kleinen Löchern (ca. 70-150µm) Inline versehen. Dadurch kann auch auf Chargenunterschiede prompt reagiert und der Folien- und Produktausschuss so gering wie möglich gehalten werden. Durch die Mikroperforation entsteht ein optimales Klima in der Verpackung, wodurch Haltbarkeitsverlängerungen ermöglicht werden. Um die optimale Produktqualität zu erzielen werden die relevanten Verderbsparameter (lichtinduzierte Oxidation, Mikrobiologie, Sauerstoff- und Wasserdampfpermeabilität, etc.) seitens des OFI genauer untersucht bzw. erfasst und mit den benötigten Verpackungsparametern abgeglichen.

Von den Ergebnissen des Forschungsprojektes erwartet man sich nicht nur praxisnahe Konzepte, die von KMUs einfach angewandt werden können, sondern auch die Anforderungen der modernen KonsumentInnen bestmöglich erfüllen zu können – bequem, sicher und ökologisch werden die innovativen Verpackungslösungen der Zukunft sein.

Zum Projekt
In dem gerade gestarteten Forschungsprojekt „Smart Packaging Solutions – kombinierter Einsatz von objektiven Produktvorteilen“ entwickelt das unabhängige Prüf- und Forschungsinstitut OFI in Kooperation mit dem Cluster Oberösterreich Konzepte für neuartige Convenience Verpackungen. Der Anspruch: Zusatznutzen für KonsumentInnen generieren, ohne Einbußen bei Qualität und Schutzfunktion – und das Ganze möglichst ökologisch.

Der Autor Ing. Michael Krainz ist Experte am OFI im Bereich Verpackung & Lebensmittel.
Ing. Michael Krainz
Verpackung & Lebensmittel
+43 1 798 16 01 180
E-Mail
www.ofi.at