Bioökonomie: Erfolgsbeispiele aus Nordmazedonien

Die Biogasanlage in Lozovo versorgt 4.000 Haushalte mit Strom
Die Biogasanlage in Lozovo versorgt 4.000 Haushalte mit Strom © Business Upper Austria
Im Biotechnologielabor in Skopje können innovative Ideen ausprobiert werden
Im Biotechnologielabor in Skopje können innovative Ideen ausprobiert werden © Business Upper Austria
Kompostieranlage in Novo Selo
Landwirtschaftliche Abfälle werden in der Kompostierungsanlage in Novo Selo zu hochwertigem Dünger verarbeitet © Business Upper Austria
Bewährte Nutzung: Im Möbelwerk werden Pellets produziert
Bewährte Nutzung: Im Möbelwerk werden Pellets produziert © Business Upper Austria
In einem Workshop wurden die Erkenntnisse aus der Studienreise vertieft
In einem Workshop wurden die Erkenntnisse aus der Studienreise vertieft © Business Upper Austria

19.10.2023

20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 13 Unternehmen – darunter auch drei aus Oberösterreich – waren von 15. bis 17. Oktober unterwegs in der Region Nordmazedonien, um Betriebe im Bereich erneuerbare Energie und Lebensmittelverarbeitung zu besichtigen. Die Studienreise war Teil des EU-geförderten Projektes SCALE-UP. In diesem suchen die Projektpartner nach Mitteln und Wegen, um natürliche Ressourcen bestmöglich zu verwerten.

Strom für 4.000 Haushalte

Wie organische Abfälle effizient in Energie umgewandelt werden können, zeigte der Besuch der Biogasanlage in Lozovo. Sie ist mit ihren beiden TCG 2020 V12-Gasmotoren in der Lage, rund 4.000 Haushalte mit elektrischer Energie zu versorgen. Die für dieses Projekt eingesetzten MWM-Gasmotoren wurden in ihrer hocheffizienten 1-MW-Variante geliefert. Die Motoren werden ausschließlich mit erneuerbaren Energien und organischen Abfällen betrieben und liefern außerdem 2,1 MW thermische Energie. Als Nebenprodukt der biologischen Prozesse können rund 30.000 t/Jahr Naturdünger für die regionale Landwirtschaft eingesetzt werden. Das Kraftwerk, eine Investition von Bio Enterprise, wurde von den Ingenieuren und technischen Mitarbeitern von Feroinvest und EMS (Energy Maintenance Solutions) geplant und realisiert. Feroinvest ist für seine Expertise in der Branche der erneuerbaren Energien in Nordmazedonien und darüber hinaus bekannt.


Kompostieren statt verbrennen

Das Beispiel der Kompostierungsanlage in Novo Selo wiederum zeigte, dass Abfall Geld einbringen kann, wenn er verarbeitet wird. Statt wilder Deponien in jeder Siedlung, Müllbergen am Straßenrand und Rauchwolken aus der Verbrennung von pflanzlichen Abfällen kann man organischen Dünger gewinnen. Die Kompostieranlage ist ein Familienunternehmen und eines der wenigen in der Region, das Pflanzenreste sammelt und daraus Kompost herstellt. Als Rohmaterial kommen Rückstände aus der eigenen Landwirtschaft, aber auch Zuckerrohr zum Einsatz, das sonst oft verbrannt wird. Der Komposter ist seit vier Jahren in Betrieb. Er hat eine Fläche von etwa vier Hektar, auf der jährlich durchschnittlich fünftausend Kubikmeter zertifizierter Biokompost produziert werden. Zwei Agronomen und sechs Maschinenführer sind an dem Prozess beteiligt. Betreiber Cvetancho Gjorgiev denkt bereits über eine Ausweitung der Produktion nach.


Innovationslabor: Reinigungsmittel aus Tabakresten

Nach dem Besuch einer Möbelfabrik, in der aus Restholz und Sägespäne Pellets produziert werden, führte das Programm die Teilnehmer in eine Biotechnologielabor in Skopje. Dort können sowohl Studierende als auch Start-ups oder einfach nur Menschen mit Ideen und Visionen ihre Innovationen im Bereich Reststoffe, organische Abfälle und was daraus an neuen Produkten hergestellt werden kann, ausprobieren. In den drei Jahren seines Bestehens wurden bereits einige Entwicklungen umgesetzt: Polster aus Kaffeeresten, Pellets aus Kartoffelresten, Biokunstoff aus Kartoffeln oder Apfeltrester, Insektenkerzen aus Kaffee- und Zitrusabfällen aus Restaurants, Desinfektions- oder Reinigungsmittel aus Tabakresten und natürliche Pestizide aus Weinrückschnittabfällen.


Neue Perspektiven für heimische Unternehmen und Landwirtschaft

„Insgesamt war die Studienreise nach Nordmazedonien ein voller Erfolg. Wir konnten nicht nur wertvolle Einblicke in innovative Betriebe gewinnen, sondern auch von den Erfahrungen und dem Know-how der österreichischen Unternehmen profitieren. Diese Reise hat verdeutlicht, wie wichtig der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen EU-Ländern ist, um gemeinsam Lösungen für aktuelle Herausforderungen wie den Klimawandel und die Nachhaltigkeit zu finden“, fasst Projektmanagerin Gabriele Wolkerstorfer aus dem Lebensmittel-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria die Eindrücke der Studienreise zusammen.

Auch Karl Beler, Werksleiter bei Resch&Frisch, war besonders vom OpenLab in Skopje beeindruckt. „Als Unternehmen mit einem großen Fokus auf Nachhaltigkeit freut es uns, dass wir als Netzwerkpartner zusätzlich zu den Trainings auch an der Studienreise teilnehmen konnten. Durch neue Kontakte zu Experten aus anderen Wertschöpfungsbereichen können wir auch neuen Möglichkeiten finden.“

Für Patrick Falkensteiner, Referent für Klima- und Umweltschutz bei der Landwirtschaftskammer OÖ, ist die Umsetzung entscheidend. „Nach den intensiven Gesprächen, Meinungsaustausch und Diskussionen müssen wir das Gelernte auch in die Praxis umsetzen – vom Reden ins Tun Kommen.”

Der Blick über den Tellerrand in einem transnationalen Projekt hilft jedenfalls, den eigenen Horizont zu erweitern und bereits vermeintlich kleine Dinge können einen Mehrwert für ein lokales Problem liefern. Speziell für den Bereich der Landwirtschaft nahm Falkensteiner auch mit, wie man sich an neue Bedingungen anpassen kann. So öffnen sich beispielsweise im trocken-heißen Klima Nordmazedoniens neue Perspektiven im Pflanzenbau – etwa der Anbau von Erdnüssen.

>> Mehr Infos zum Projekt 
 

Dieses Projekt wird im Rahmen des Forschungsförderprogramms Horizon 2020 von der EU gefördert

Dieses Projekt wird im Rahmen des Forschungsförderprogramms Horizon Europe von der EU gefördert.