Ist der Apfel auch tatsächlich reif?

Neue Untersuchungsmethoden vorgestellt

© Capri23auto_Pixabay
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Univ.-Prof. Dr. Martin Wagner, Vetmed Wien, FFoQSI Wissensch. Leitung © Business Upper Austria
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23.09.2019

Wie kann man Authentizität und Qualität von Rohstoffen oder Produkten direkt vor Ort und mit sofortigem Ergebnis überprüfen? 60 Interessierte aus Wissenschaft, Lebensmittelwirtschaft und Handel nahmen beim Mini-Symposium "Neue analytische Strategien zur Prüfung der Authentizität und Qualität von Lebensmitteln" am 19. September 2019 im Techcenter Linz teil.

Experten informierten über die neuesten Entwicklungen, gaben Einblicke in den Stand der Technik und zeigten die praktische Handhabung spektraler Handmessgeräte vor. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Austrian Competence Centre for Feed and Food Quality, Safety & Innovation – FFoQSI, einem Kooperationspartner des Lebensmittel-Clusters der oö Standortagentur Business Upper Austria.

Stammen die Karotten aus Österreich? Kommt der Kaviar aus der Nordsee oder doch aus Japan? So kann beispielsweise die geografische Herkunft von Lebensmitteln durch Isotopenuntersuchung mittels Massenspektrometrie bestimmt werden. Auch bei Gewürzen, Kaffee oder Kakao, die am Weltmarkt mit beträchtlichen Preisunterschieden gehandelt werden, lassen sich so Lebensmittelbetrugsfälle (sog. Food-Fraud) aufdecken.

Das Handy zeigt den Reifegrad von Obst

Photometrische (NIR) Handheld-Geräte, mit denen der Reifezustand von Obst überprüft werden kann, sind bereits am Markt. Allerdings sind die Geräte noch nicht ganz ausgereift. Die Forschung dazu läuft weltweit gerade sehr intensiv. In China gibt es bereits ein Handy, das den Reifegrad von Obst bestimmen kann. Die Entwicklung geht dahin, dass Sensoren in Handys eingebaut werden und jedermann damit Lebensmittel untersuchen kann. Die Herausforderungen dafür sind noch der zu hohe Preis und fehlende Referenzdaten für „echte“ Verifizierungen. Der Handel reagiert hier skeptisch, besteht doch die Gefahr von Imageschaden durch Falschmessungen über Soziale Medien. Denn: Die richtige Positionierung des Handys bei der Messung ist essentiell.

Zukunftsforschung: Roboter in Weingärten

Die Forschung sieht künftige Einsatzgebiete für Spektrophotometer auch bei Wein. So lassen sich Verschneidungen bestimmen und regionale Zuordnungen treffen. Auch die Bestimmung des Reifegrades der Reben am Feld wäre ein mögliches Einsatzgebiet. Der Weinbauer erkennt einfach die reifen Reben und kann diese ernten. In der Zukunft sehen die Forscher selbstfahrende Roboter in den Weingärten. Diese messen den Reifegrad der Trauben und Roboterarme ernten diese auch gleich.

Frische von Fischen

NIR-Handheldgeräten werden auch bei Fischen getestet. So lässt sich der Frischegrad von Karpfenfilets und Forellenfilets bestimmen und gleich mittels App am Handy auswerten. Die Anwendung der Geräte wird auch in der Medizin für Blutanalysen getestet. Allerdings schwanken die Ergebnisse momentan noch zu stark.

Inline-Prozessanalytik im Kommen

Die Entwicklung geht vielfach auch zu Mikrospektrometern, die inline in der Produktion eingesetzt werden und teilweise auch schon in der Lebensmittelbranche und in der Pharmabranche im Einsatz sind. Auch für den Haushalt sind Handheldgerät - ähnlich im Aussehen einer Fernseherfernbedienung - zur Fleckenbestimmung auf der Kleidung am Markt. Die F&E geht dahin, dass die Waschmaschine alles alleine macht: messen, Waschmittel wählen je nach Fleckart und dosieren.

Der Tenor der Experten

Derzeit ist schon einiges möglich, vieles steckt aber noch in den Kinderschuhen. Alle sehen aber immenses Potential und weltweit enorme Forschungstätigkeiten im Bereich der spektralen Handmessgeräte. Das Problem sei derzeit die Größe und der Preis, um die Geräte für jedermann nutzbar zu machen. In der Zukunft sehen die Forscher die Technologie in den Handys integriert und auch ein Zusammenführen dieser Technologie mit Machine learning bzw. Robotic.