Von der Folie zum Rezyklat

Ing. Michael Krainz, Experte am OFI im Bereich Verpackung & Lebensmittel, am Messgerät für Sauerstoffpermeation
Michael Krainz am Messgerät für Sauerstoffpermeation: Der OFI-Experte forscht seit mehr als 25 Jahren an der Entwicklung, Konstruktion und Optimierung von Verpackungen © ACR/schewig-fotodesign

25.05.2023

Das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und die Montanuniversität Leoben forschen gemeinsam an der Realisierung eines Kreislaufs für Polyolefinfolien und erfassen dazu im Projekt „flex4loop“ die Voraussetzungen zur Generierung hochwertiger Rezyklate.

Mehrschichtfolien stellen aufgrund ihrer komplexen Materialzusammensetzung eine große Herausforderung für die Verpackungsbranche dar, weil sie nicht mechanisch getrennt und somit auch nicht rezykliert werden können. Deshalb erforschen 23 Partner im Projekt „flex4loop“ das Potenzial der Kreislaufschließung bei kleinteiligen Polyolefinfolien für Lebensmittelverpackungen. Der Lebensmittel- und der Kunststoff-Cluster fungieren dabei als Koordinatoren.


Hochwertige Rezyklate

Im Fokus steht die Entwicklung von technisch praktikablen sowie produkt- und kreislaufseitig verifizierten Verpackungsmaterialien. Dafür werden bestehende Lebensmittelverpackungen gesammelt, sortiert und recycelt.

„Als Resultat sollen möglichst hochwertige Rezyklate für technische Produkte entstehen. Ein erneuter Einsatz bei Verpackungen, die direkten Kontakt mit Lebensmitteln haben, ist derzeit aufgrund der strengen Vorgaben der EFSA nicht möglich“, erklärt Michael Krainz, Experte am OFI.


Design for Recycling

Das Forschungsteam konzentriert sich auf Materiallösungen, die auf Polyethylen- oder Polypropylen-Monomaterial basieren und qualitativ hochwertige Rezyklate aus der kleinen Folienfraktion bei gleichbleibendem Produktschutz sowie Maschinengängigkeit garantieren. Design for Recycling steht dabei im Mittelpunkt. Effiziente Sortierung Im Speziellen forscht der Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft (AVAW) der Montanuniversität Leoben an praxistauglichen Lösungen, die eine effiziente Sortierung einer PE- und PP-Monofolienfraktion aus der vereinheitlichten Sammlung von Leichtverpackungen ermöglichen. Ziel ist es, ausreichend hohe Rezyklatqualitäten zur Produktion sortenreiner PE- und PP-Verpackungen für hochwertige Einsatzbereiche zu generieren (beispielsweise für Sekundärpackmittel). Dafür wird zusätzlich zu den Rezyklierversuchen eine Charakterisierung der qualitätsrelevanten Materialparameter durchgeführt.


Erste Best-Practice-Beispiele

Bereits im ersten Projektjahr war beim Großteil der Projektpartner das Filtern von recyclingfähigen und nicht recyclingfähigen Verpackungen mittels Prüfung der technischen Recyclingfähigkeit nach dem Anforderungs- und Bewertungskatalog des Instituts cyclos-HTP möglich. Das getestete Material erwies sich dabei als über 90 Prozent recyclingfähig. Teilweise lagen die Ergebnisse sogar über 95 Prozent. Das OFI hat gemeinsam mit den im Projekt vertretenen Verpackungsherstellern Optimierungsvorschläge für recyclingfähige Alternativlösungen erarbeitet, deren Eignung im weiteren Projektverlauf detailliert untersucht wird. Hohe Sortiergenauigkeit AVAW führte auch ein Screening von recyclingfähigen und nicht recyclingfähigen Verpackungsmustern durch, um die Detektionssensibilität des eingesetzten NIR (Nahinfrarot) genauer zu untersuchen. Dabei zeigte sich durch die Optimierung des Systems bereits eine sehr hohe Sortiergenauigkeit im Labormaßstab. Diese erhöhte Erkennungsgenauigkeit erlaubt eine eindeutige Unterscheidung und damit ein Ausschleusen von Multilayermaterialien wie PET/ Polyethylen oder Polyamid/Polyethylen aus einer Polyethylen- und Polypropylen-Monomaterialfolienfraktion.


OFI Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik

Als unabhängiges Prüf- und Forschungsinstitut beschäftigt sich das OFI gezielt mit Verpackungslösungen und Recyclingprozessen. Seit Jahrzehnten prüft ein interdisziplinäres Team bestehende Verpackungen, entwickelt diese gemeinsam mit der Industrie weiter und forscht aktiv an neuen, innovativen Lösungen. Als Mitglied des Forschungsnetzwerks ACR (Austrian Cooperative Research) steht für das OFI dabei immer die Anwendbarkeit im Fokus.
www.ofi.at 


Dieses Projekt wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützt.


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