Wie Pflanzen die Gesundheit beeinflussen können

Gastbeitrag von Michaela Feichtinger, Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels

Regio-Plants – Wie Pflanzen die Gesundheit beeinflussen können
Regio-Plants – Wie Pflanzen die Gesundheit beeinflussen können © Regio-Plants
Michaela Feichtinger, Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels
Michaela Feichtinger, Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels © FH Oberösterreich/Bettina Schwarzinger
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INTERREG Bayern-Österreich Projekt Regio-Plants

23.11.2023

Das Potenzial heimischer Pflanzen zu entdecken und sinnvoll zu nutzen – das ist eines der Hauptziele des INTERREG Bayern-Österreich Projektes Regio-Plants. Schon seit längerer Zeit wird am Campus Wels der Fachhochschulen Oberösterreich daran geforscht, wie sich pflanzliche Inhaltsstoffe auf die Gesundheit von Mensch und Tier auswirken können.

Im Rahmen des von der EU geförderten Programmes INTERREG Bayern-Österreich wurde nun ein hochkarätiges internationales Projektteam dazu zusammengestellt.


Das Projektteam

Die Kompetenzen reichen von Wissen im Bereich Anbau und Lagerung von Kernobst durch die bayrische Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), chemisch-analytische Untersuchung von Extrakten durch die Technische Universität München (TUM), Analyse bioaktiver Substanzen durch das Austrian Drug Screening Institute (adsi) und das Austrian Competence Centre for Feed and Food Quality, Safety & Innovation (FFoQSI) bis hin zur jahrelangen Erfahrung mit Bioverfügbarkeitsstudien und Arbeit mit Modellorganismen an der Fachhochschule Oberösterreich.
Der Project Lead liegt mit Dr. Clemens Röhrl am FH Campus Wels.


Center of Excellence

Die intensive Zusammenarbeit zwischen den Fachhochschulen Oberösterreich und FFoQSI, welches am Standort Wels von FH-Professor Dr. Julian Weghuber geleitet wird und Österreichs größtes Forschungsnetzwerk im Agrar- und Lebensmittelbereich ist, hat bereits Tradition. Eine enge Vernetzung mit den Studiengängen des Themenbereichs „Umwelt & Lebensmittel“ und besonders dem Studiengang Lebensmitteltechnologie und Ernährung bietet zusätzlich den Studierenden die Möglichkeit, an aktuellen Forschungsthemen praktisch mitzuarbeiten und bringt der Forschung und Lehre frische Impulse.


Projektziele

Im Fokus des Projektes steht die Beeinflussung der Gesundheit durch Pflanzen und deren Inhaltsstoffe sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Dass viele Pflanzen gesundheitsfördernd wirken können, ist unbestreitbar, jedoch bedeutet pflanzlich nicht immer auch ungefährlich. Dabei muss nicht nur an giftige Stoffe gedacht werden, sondern auch an eine möglicherweise überschießende Immunantwort auf allergene Stoffe.


Regionalität als Schlüssel

Am FH-Campus Wels wurden bisher verfügbare Pflanzenextrakte internationaler Projektpartner für die Forschung verwendet. Doch Aussagen über Reifezustand der Pflanze, verwendeter Pflanzenteil oder genaue Details der Herstellung konnten hier nicht getroffen werden. Darunter litt die Vergleichbarkeit von Daten und eventuell abweichende Ergebnisse zwischen einzelnen Chargen konnte nicht erklärt werden. So wurde bereits 2020 damit begonnen, eine Extraktdatenbank regionaler Pflanzen mit genau definierten Kriterien zu erstellen. Lag der Fokus zunächst auf bekanntermaßen essbaren Pflanzen(teilen) wie Früchten, Obst oder Bärlauch, werden im Projekt Regio-Plants auch beispielsweise die Rinde von Bäumen auf ihr Potenzial untersucht.


Screening

Nach der Aufbereitung und Extraktion der Pflanzenmaterialien erfolgt im ersten Schritt ein Toxizitätsscreening in Zellmodellen, um zu ermitteln, ob die Extrakte überhaupt eingesetzt werden können oder ob sie giftig auf Zellen wirken. Ist dieser Schritt erfolgreich, wird besonders Wert auf eine blutzuckersenkende Wirkung und die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelegt. Weiters wird die Bioverfügbarkeit von Pflanzenstoffen getestet – eine Substanz kann in noch so großer Menge vorhanden sein wird sie vom Körper nicht aufgenommen, kann sie ihre Wirkung nicht entfalten.


An apple a day…

Das zweite große Thema des Projektes betrifft das beliebteste Obst in Österreich und Deutschland: den Apfel. Doch nicht jedem ist der herzhafte Biss in die Frucht vergönnt. Immer mehr Menschen erleiden aufgrund einer Sensibilität gegen Mal d1, dem Hauptallergen des Apfels, beim Verzehr unangenehme Symptome. Dies ist vor allem durch die strukturelle Ähnlichkeit des Apfelallergens mit dem Allergen der Birke in Verbindung zu bringen. Die Suche nach einem sogenannten „Allergikerapfel“, der bedenkenlos verzehrt werden kann, ist mühsam. Oft werden alte Apfelsorten empfohlen, doch sind diese wirklich von Natur aus allergenärmer oder liegen deren Vorzüge an anderen Faktoren? Im Projekt Regio-Plants wird ermittelt, welche Einflussfaktoren sich auf die Bildung des Allergens Mal d1 auswirken.


Allergenes Potenzial senken

Zunächst werden sowohl alte als auch marktübliche Apfelsorten, welche zum optimalen Reifezeitpunkt geerntet wurden, auf ihren Mal d1-Gehalt direkt nach der Ernte hin untersucht. Nach diesem Screening werden einige Sorten mit sehr hohem und sehr niedrigem Gehalt ausgewählt und im nächsten Jahr verschiedenen Kulturmaßnahmen unterzogen sowie verschiedenen Lagerbedingungen und einer variierenden Lagerdauer ausgesetzt. Aus den Ergebnissen soll dann eine Optimierung (also Senkung) des allergenen Potenzials abgeleitet werden.


Die Autorin

Michaela Feichtinger, MSc. studierte Lebensmitteltechnologie und Ernährung im zweiten Bildungsweg am Campus Wels der Fachhochschule Oberösterreich. Seit ihrer Bachelorarbeit im Jahr 2020 ist sie in der Forschungsgruppe von FH-Professor Dr. Julian Weghuber als wissenschaftliche Mitarbeiterin – zunächst in Teilzeit neben dem Masterstudium, seit 2022 in Vollzeit – tätig. Ihre Projekte reichen von chemisch-analytischer und mikrobieller Charakterisierung von Lebensmitteln über die effiziente Nutzung von Reststoffströmen bis hin zur Risikoanalyse der Lebensmittel-Versorgungssicherheit in Österreich.


Studienschwerpunkt Umwelt und Lebensmittel an der FH OÖ

Die Fachhochschule Oberösterreich bietet am Campus Wels im Studienschwerpunkt Umwelt und Lebensmittel die drei Studiengänge Lebensmitteltechnologie und Ernährung, Bio- und Umwelttechnik sowie Agrartechnologie und -management an. Ab dem Wintersemester 2023/2024 startet der Studiengang Sustainable Solutions, in dem die Studierenden umfassend im Bereich Nachhaltigkeit ausgebildet werden. Eine Schwerpunktbildung im Bereich Umwelt und Lebensmittel ist im dritten Studienjahr möglich.

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